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Jette Nietzards Provokation: Ein Angriff auf Polizei und Verfassung

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Was Jette Nietzard betreibt, ist keine Debatte, sondern kalkulierte Grenzüberschreitung. „Eat the Rich“, „ACAB“ und die Frage nach der nächsten Revolution sind keine modischen Statements, sondern Ausdruck einer Ideologie, die Gewalt nicht ausschließt, sondern einkalkuliert. Wer in so einem Klima schweigt oder relativiert, macht sich zum Komplizen eines politischen Totalverlusts.
Zusammengefasst

Jette Nietzard, Sprecherin der Grünen Jugend, hat mit einem Auftritt im Bundestag erneut für Empörung gesorgt. Ihr Pullover mit der Parole „ACAB“ („All Cops Are Bastards“) und die Kappe mit dem Aufdruck „Eat the Rich“ sind keine modischen Statements, sondern bewusste Provokationen gegen Polizei und gesellschaftliche Ordnung. Begleitet wird ihr Auftritt von hämischen Instagram-Posts und einer Umfrage, in der sie spöttisch fragt, was Bundestagspräsidentin Julia Klöckner wohl „schlimmer“ finde. Die Inszenierung wirkt wie eine Mischung aus pubertärem Trotz und ideologischer Verhärtung. Ob es sich dabei um reine Aufmerksamkeitssuche handelt oder um eine bewusste Ablehnung demokratischer Institutionen, zeigt sich in ihren Äußerungen und den Reaktionen darauf – ebenso wie in der Debatte darüber, wie weit sogenannte Systemkritik reichen kann, ohne in offener Verfassungsfeindlichkeit zu enden.

Ein Pullover als politische Waffe

Am Freitag postete Nietzard ein Selfie auf dem Weg in den Bundestag, gekleidet in einen Pullover mit der Aufschrift „ACAB“ und einer Kappe, die „Eat the Rich“ fordert.

»Gr@ntlɘr / 𝕏«

Beide Sprüche sind keine harmlosen Mode-Statements, sondern tief in der linksextremen Ideologie verwurzelte Botschaften. „ACAB“ diffamiert Polizisten pauschal als „Bastarde“ und wird von Extremisten genutzt, um Gewalt gegen die Staatsgewalt zu rechtfertigen. „Eat the Rich“ ist ein antikapitalistischer Schlachtruf, der Reiche als Feindbild markiert und in seiner Radikalität Gewaltfantasien nicht ausschließt. Wie bereits angedeutet, inszenierte sich Nietzard anhand einer Umfrage auf Instagram, die spöttisch fragte, was Julia Klöckner, die kürzlich einen Linken-Abgeordneten wegen einer Baskenmütze aus dem Bundestag verwies, wohl schlimmer finde: den Pullover oder die Kappe.

Am nächsten Tag legte sie nach und postete einen weiteren Pullover mit der Aufschrift „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ sowie ein Kussmund-Foto. Später folgte ein weiteres Selfie mit „ACAB“-Pullover und „Eat the Rich“-Kappe, diesmal mit einer Rechtfertigung, dass die Debatte „lächerlich“ sei und „ACAB“ lediglich „Systemkritik“ äußere.

»Dominik Kettner / 𝕏«

Nietzard behauptet, die Polizei sei ein Ort, „wo ein Viertel der Menschen rechts sind, wo mehr Einzelfälle existieren als man zählen kann, Munition verschwindet und der strukturell rassistisch ist, aber nicht mal was dagegen tun will“. Diese pauschalen Vorwürfe, ohne Belege vorgelegt zu haben, zeugen nicht von kritischer Analyse, sondern von ideologischer Verachtung.

Die Polizei als Sündenbock

Nietzards Behauptung, „ACAB“ sei lediglich „Systemkritik“, ist ein rhetorischer Trick. Die Parole stellt eine gesamte Berufsgruppe unter Generalverdacht, und zwar ohne Differenzierung oder konkrete Beweise. Polizisten, die täglich ihr Leben riskieren, um Bürger:innen zu schützen, werden zu „Bastarden“ degradiert. Diese pauschale Verurteilung ignoriert, dass die Polizei nicht nur aus Individuen besteht, sondern eine Institution ist, die den Rechtsstaat aufrechterhält. Ohne sie gäbe es kein funktionierendes Gemeinwesen und kein Gesetz, sondern nur das Recht des Stärkeren. Wenn Nietzard die Polizei als „strukturell rassistisch“ oder „rechts“ brandmarkt, ohne Substanz oder Lösungsvorschläge zu liefern, entlarvt sie ihre eigene Ignoranz gegenüber der Komplexität gesellschaftlicher Strukturen.

Die Reaktionen aus der Polizei waren erwartbar scharf. Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, äußerte »BILD« gegenüber, die Grüne Jugend sei ein „wohlstandsverwahrlosten Haufen von Linksextremisten“, dem jedes demokratische Bewusstsein fehle.

„Jette Nietzard agiert ja nicht alleine, sie wird für ihre Provokationen von ihrem Verband bejubelt. Die sogenannte Grüne Jugend ist leider nichts anderes als ein wohlstandsverwahrloster Haufen von Linksextremisten, dem alles Potenzial für demokratisches Bewusstsein fehlt.“

»Rainer Wendt / BILD«

Manuel Ostermann, Vizevorsitzender der Bundespolizei-Gewerkschaft, erklärte, Jette Nietzard zeige offen ihre Verachtung gegenüber der Polizei.

»Manuel Ostermann / 𝕏«

Jochen Kopelke, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, sprach von „pubertärem Polizeihass“ und wies darauf hin, dass auch Nietzard im Notfall die Nummer 110 wählen würde und Hilfe bekäme von denselben Menschen, die sie verunglimpft.

„Mit diesem pubertären Polizeihass und unsachlichen Aussagen will die Grüne Jugend offenbar Klicks generieren. Im Notfall ruft auch sie 110 und bekommt Hilfe von den Menschen, die sie so hasst. Ganz schön erbärmlich.“

»Jochen Kopelke / BILD«

Diese Kritik unterstreicht einen zentralen Punkt: Nietzards Provokation ist nicht nur respektlos, sondern auch heuchlerisch. Sie profitiert von der Sicherheit, die die Polizei gewährleistet, während sie diese gleichzeitig verteufelt.

„Eat the Rich“ und die Spaltung der Gesellschaft

Nicht weniger problematisch ist Nietzards zweite Botschaft: „Eat the Rich“. Auf 𝕏 erklärte sie, sie spalte „gerne die Gesellschaft“.

»Jette Nietzard / 𝕏«

Diese dichotome Weltsicht, die Reiche als Feindbild zeichnet, ist nicht nur simplifizierend, sondern gefährlich. Historisch haben solche Narrative, die eine Gruppe als „Ausbeuter“ gegen eine andere stellen, oft zu Gewalt und Unrecht geführt. Nietzards Aussage impliziert, dass Reichtum per se illegitim sei und „die Reichen“ es verdienten, angegriffen zu werden. Doch wer definiert „reich“ und wo endet diese Logik? Ihre Worte sind kein Aufruf zu sozialer Gerechtigkeit. Vielmehr sind sie ein Freibrief für Ressentiments, die in ihrer Radikalität die Grundlagen des Rechtsstaats untergraben.

Besonders brisant ist auch Nietzards Verweis auf die Französische Revolution in einem TikTok-Video. Sie zieht Parallelen zwischen der heutigen Vermögensverteilung und den Zuständen vor 1789, als „Adlige so viel mehr hatten“ und das Volk hungerte.

@jetteniz

Wann Revolution gegen Superreiche? #politik #politiktiktok #vermögen #geschichte #revolution

♬ Originalton – Jette

»Jette Nietzard / TikTok«

Ihr Fazit lautet: „Wann Revolution?“ Diese rhetorische Anspielung auf einen gewaltsamen Umsturz ist kein harmloser Scherz. Die Französische Revolution war ein blutiges Kapitel, das nicht nur Adlige, sondern auch Unbeteiligte in den Tod riss. Wenn Nietzard solche Vergleiche zieht, zeigt sie entweder historische Ignoranz oder eine bewusste Provokation, die Gewalt romantisiert. Beides ist für eine politische Akteurin unverantwortlich.

Die Grünen und ihr Nachwuchs: Ein Problem der Kontrolle?

Die Reaktionen aus der eigenen Partei waren gemischt. Während die Grünen-Fraktion auf Nachfrage der BILD keine Stellungnahme abgab, distanzierten sich einzelne Mitglieder klar. Bundestagsvizepräsident Omid Nouripour nannte die pauschale Beleidigung der Polizei „empörend“.

„Alle müssen sich an die Regeln halten. Und eine pauschale Beleidigung unserer Polizei, die täglich für unsere aller Sicherheit arbeitet, ist sicher kein Teil der Regeln, sondern einfach nur empörend.“

»Omid Nouripour / BILD«

Marcel Emmerich, innenpolitischer Sprecher, betonte, dass Nietzards Aussagen nicht die Position der Partei widerspiegelten.

»Marcel Emmerich / 𝕏«

Volker Beck ging noch weiter und bezeichnete „ACAB“ als „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“, die für demokratische Politiker:innen inakzeptabel sei.

»Volker Beck / 𝕏«

Am Abend ruderte Nietzard im »STERN-Podcast 5-Minuten-Talk« leicht zurück. Sie gab zu, dass der Pullover „nicht der richtige Weg“ gewesen sei, um auf Probleme aufmerksam zu machen, und betonte, sie habe als Privatperson gehandelt. Aber diese halbherzige Entschuldigung wirkt wenig glaubwürdig, zumal sie immer wieder mit fragwürdigen Aussagen in Erscheiniung tritt. Als Sprecherin der Grünen Jugend ist sie zudem eine öffentliche Figur, deren Handlungen zwangsläufig politisch gewichtet werden. Ihre Behauptung, keinen Diskurs anstoßen zu wollen, steht im Widerspruch zu ihrer kalkulierten Provokation und der wiederholten Rechtfertigung ihrer Botschaften.

„Ich glaube nicht, dass das der richtige Weg war, um auf die Probleme aufmerksam zu machen. Diesen Pulli besitze ich als Privatperson, habe als Privatperson eine Instagram-Story gepostet. Dass ich als Sprecherin der Grünen Jugend damit auffalle, hätte mir vielleicht klar sein müssen.“

»Jette Nietzard / STERN-Podcast 5-Minuten-Talk«

Die Grünen inszenieren sich gern als Partei der Mitte, doch Figuren wie Jette Nietzard entlarven diese Selbstdarstellung als Fassade. Sie steht nicht im Widerspruch zur grünen Ideologie, sie führt sie lediglich konsequent zu Ende. Wenn die Grüne Jugend linksextreme Parolen verbreitet und dabei von der Mutterpartei kaum in die Schranken gewiesen wird, stellt sich weniger die Frage nach Kontrollverlust als vielmehr nach ideologischer Übereinstimmung. Rainer Wendt erklärte, die Grünen hätten sich als Partei der Mitte längst verabschiedet, solange sie „solche Chaoten“ duldeten – eine Zuspitzung, aber eine, die deutlich macht, wie weit sich die Partei von breiten gesellschaftlichen Positionen entfernt hat.

Verfassungsfeindlich oder nur provokativ?

Nietzards Aktionen werfen ein Schlaglicht auf eine größere Frage: Wo liegt die Grenze zwischen legitimer Kritik und Verfassungsfeindlichkeit? Ihre Ablehnung der Polizei als Institution ist nicht nur eine Kritik an möglichen Missständen, die sie zu sehen glaubt. Vor allem ist sie ein Angriff auf den Kern des Rechtsstaats. Die Polizei ist kein beliebiger Akteur, sondern diejenige Kraft, die Gesetze durchsetzt und die Verfassung schützt. Wer sie pauschal delegitimiert, sägt am Fundament der Demokratie. Nietzards „Systemkritik“ ist in Wahrheit eine Systemablehnung, die keinen Raum für Reformen oder Dialog lässt.

Ebenso problematisch ist ihre gesellschaftsspaltende Rhetorik. Indem sie „Milliardäre“ gegen „alle anderen“ stellt und Revolutionen heraufbeschwört, bedient sie sich einer populistischen und sozialistischen Logik, die zerstörerisch und nicht konstruktiv ist. Ihre Aussage, sie spalte „gerne die Gesellschaft“, zeigt, dass sie nicht an Versöhnung oder Lösungen interessiert ist, sondern an Polarisierung. Diese Haltung ist undemokratisch und zugleich gefährlich, da sie Ressentiments schürt und Gewalt legitimieren könnte.

Nietzards Verhalten ist kein Einzelfall. Schon in der Vergangenheit sorgte sie für Kontroversen, etwa mit einem Tweet nach der Silvesternacht, in dem sie Männer, die beim Böllern ihre Hand verloren hatten, als potenzielle Frauenschläger verhöhnte.

»Alexander Schwandt / 𝕏«

Nachdem sie dafür kritisiert wurde, entschuldigte sie sich. Doch ihre jüngsten Aktionen zeigen, dass sie aus solchen Vorfällen wenig gelernt hat. Ihre Berechenbarkeit in der Provokation, von „ACAB“ über „Eat the Rich“ bis hin zu Revolutionsfantasien, macht sie gefährlich.

Ein Weckruf für die Demokratie

Jette Nietzards Auftritt im Bundestag ist mehr als ein modischer Fauxpas. Er ist ein Symptom einer Radikalisierung, die innerhalb der Grünen grassiert. Ihre pauschale Verachtung der Polizei, ihre gesellschaftsspaltende Rhetorik und ihre Revolutionsromantik sind nicht nur respektlos, sondern ein Angriff auf die Grundpfeiler der echten Demokratie. Die Polizei, die sie als „Bastarde“ diffamiert, ist dieselbe, die ihr die Freiheit garantiert, solche Botschaften zu verbreiten. Ihre „Systemkritik“ entpuppt sich als Systemablehnung, die keinen Raum für Dialog oder Reformen lässt.

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Janine Beicht

Janine Beicht ist gelernte Kommunikationsdesignerin, arbeitet aber seit 2020 im Gesundheits- und Sozialwesen. Als Aktivistin engagiert sie sich besonders auf dem Gebiet der Psychologie unter dem Aspekt der jeweiligen politischen Machtinteressen.

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